Die meisten von uns orientieren sich an dem Ratschlag, pro Nacht etwa sieben bis acht Stunden am Stück zu schlafen, also etwa ein Drittel der gesamten Tageszeit. Aber wusstest du, dass das in der Geschichte gar nicht immer der Normalfall war?
Biphasischer Schlaf im Mittelalter
Im Mittelalter schliefen Menschen häufig in zwei Phasen. Man nennt dieses Schlafmuster auch biphasischen Schlaf. Dabei gingen die Menschen mit dem Sonnenuntergang – also recht früh – ins Bett, hatten dann in der Nacht jedoch mindestens eine längere Wachphase, in der sie beteten, nachdachten oder sich sogar mit Nachbarn unterhielten. Gearbeitet wurde aufgrund der Dunkelheit kaum. Insgesamt verbrachte man so bis zu 12 Stunden in einem Wechsel aus Schlafen und Wachsein.
Mit der Einführung des elektrischen Lichts war es dann möglich, erst später ins Bett zu gehen und den notwendigen Schlaf an einem Stück zu erlangen. Nach und nach sahen die Menschen den biphasischen Schlaf als Zeitverschwendung an und erhöhten mit dem Durchschlafen die Wachzeit, während der sie arbeiten konnten. Etwa ab dem Ende des 17. Jahrhunderts begann sich das Durschlafen bei gutsituierten Bürgern zu etablieren.
Polyphasische Schlafkonzepte
War der biphasische Schlaf eher den Lebensumständen geschuldet, gibt es auch Schlafmuster mit mehreren Schlafphasen, die ganz bewusst herbeigeführt wurden – heute würde man es wohl eine Lifestyle-Entscheidung nennen. Berühmte Anhänger alternativer Schlafmuster waren zum Beispiel Thomas Edison, Nikola Tesla und Lernardo daVinci. Ihnen sagt man nach, dass sie polyphasisch schliefen, also in mehreren kürzeren Etappen über den Tag verteilt.
Es gibt verschiedene Ausprägungen des polyphasischen Schlafs, zum Beispiel den Uberman-Schlaf, der in Blöcken von 2 Stunden jeweils Schlafpausen von nur 20 oder 30 Minuten vorsieht. Dagegen kennt der Everyman-Schlaf schon eine Hauptschlafphase, diese ist jedoch nur 1,5 bis 4,5 Stunden lang. Dazu kommen 2 bis 4 kurze Tagesschlafphasen von 20 Minuten.
Ein Schlafzyklus hat etwa 90 Minuten
Der Gedanke hinter den alternativen Schlafrhythmen ist keine reine Zeitspar-Idee, sondern teilweise an den normalen Schlafzyklus angelehnt. Dieser besteht meist aus ca. 90 Minuten, in denen Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und REM-Schlaf durchlebt werden. Danach wacht man meist kurz auf und ein weiterer 90-minüter Zyklus beginnt, bis man aufsteht oder geweckt wird. Die alternativen Schlafmuster versuchen also, sich diesem natürlichen Körperrhythmus anzunähern. Übrigens arbeiten Schlafsensoren auch nach diesem Prinzip, denn wecken Menschen nur während der Leichtschlafphasen, wodurch das Aufstehen leichter fällt.
Daneben ist es das Ziel der polyphasischen Schlaf-Konzepte, mit ihnen schnell in die Phase des REM-Schlafs zu gelangen, da hier Erlebnisse des Tages verarbeitet werden und die wichtigsten Funktionen des Schlafes vollbracht werden.
Vorteile des polyphasischen Schlafs
Verfechter der Polyphasen-Schlafs verweisen auf Ergebnisse von Experimenten, bei denen Polyphasenschläfer von lebhaften Träumen berichteten. Zudem fühlten sich die Probanden in den Wachphasen mit mehr Energie ausgestattet als sonst. Ein offensichtlicher Vorteil des polyphasischen Schlafs liegt darin, dass man mehr Wachzeit hat, sicher ein wichtiger Grund, weswegen die oben angeführten Genies diese Form des Schlafs bevorzugten.
Nachteile des polyphasischen Schlafs
Allerdings sind auch die Nachteile schnell deutlich: Diese Schlafrhythmen lassen sich z.B. für Angestellte mit Bürojobs quasi nicht umsetzen, da hier erwartet wird, dass man lange am Stück Arbeitsleistung erbringt und nicht zwischendurch schläft. Für Selbstständige oder Freiberufler hingegen könnte der polyphasische Schlaf einen Versuch wert sein – aber man sollte vor einem solchen Experiment immer Rücksprache mit seinem Arzt halten.
Uberman und Everyman: Nicht für jedermann
Menschen, die in Selbstversuchen den polyphasischen Schlaf ausprobieren, berichten, dass der Einstieg in dieses Schlafmuster zu Beginn oft schwerfällt. Zwar bleibt die mentale Frische erhalten. Allerdings stellt sich schon nach wenigen Tagen bei vielen starke körperliche Erschöpfung ein und es fällt mit der Zeit immer schwerer, die Kurzschlafphasen zu unterbrechen und wieder aufzustehen.
So muss man festhalten, dass es abgesehen von den Limitierungen durch Arbeit und Umwelt vielen Menschen auch generell schwerfällt, einen polyphasischen Schlafrhythmus dauerhaft aufrechtzuerhalten. Insgesamt ist es daher fraglich, ob die alternativen Schlafmethoden tatsächlich dem klassischen 8-Studen-Schlaf überlegen sind. Wie ist deine Meinung zum mehrphasigen Schlafen? Hast du es schon einmal ausprobiert? Teile es uns in den Kommentaren mit.